So esse ich Tofu ab sofort (vor allem im Sommer) am liebsten!
Eine echte Geschmacksexplosion und mein neuer Sommer-Favorit
Wir hier in Berlin genießen wahrscheinlich so viel kulinarische Vielfalt, wie keine andere Stadt in Deutschland. Für alle Berliner Foodies bin ich wahrscheinlich super late to the party, aber Anfang des Sommers habe ich es endlich (!) zum ersten Mal in den Thaipark am Rande des Stadtrings geschafft, einer dieser ganz besonderen Kulinarik-Perlen Berlins.
Der Thaipark, auch Thaiwiese genannt, entstand vor einigen Jahren aus wöchentlichen Treffen zum Picknick der in Berlin lebenden thailändischen Community. Aus diesem Picknick entwickelte sich ein offizieller, für alle zugänglicher Markt und nun dürfen sich alle dort (bei gutem Wetter!) von der thailändischen und weiteren Küchen Asiens begeistern lassen.
Zwischen Pad Kra Pao, Pad Thai und Papaya-Salat habe ich bei meinem Ausflug zu eben diesem Streetfood Markt, an einem der vielen leckeren Essensstände ein spannendes, veganes Gericht entdeckt, das ich zuvor noch nicht kannte und das mich sofort umgehauen hat: Larb Tao Hoo (ลาบเต้าหู้).
Was bescheiden als gewürzter Tofusalat mit verschiedenen Kräutern ausgeschrieben war, entpuppte sich als wahre Geschmacksexplosion – und meinem neuen liebsten Sommeressen!
Vielleicht ist dir das Gericht schon vorher einmal mit einem seiner vielen unterschiedlichen Schreib- und Sprechweisen untergekommen. So ist es auf Grund unterschiedlicher Transkriptionen der Schriftzeichen als Larb, Laap, Larp, Lahb oder auch Laab bekannt.
Vermutlich kommt es sogar auch dem ein oder anderen Marvel-Fan bekannt vor: Im Film Spider-Man: Homecoming wird ihm nämlich eine ganze Szene gewidmet (spätestens bei “I larb you” wäre ich an Peter Parkers Stelle schwach geworden).
Übrigens habe ich noch herausgefunden, dass das Wort „Larb“ zwei Bedeutungen haben soll: „fein gehackt“ oder „Glück“. Dass beide für dieses Gericht mehr als zutreffend sind, kann ich an dieser Stelle schon einmal verraten.
Natürlich erhebe ich keinerlei Anspruch darauf, dir zu zeigen, wie du dieses Gericht auf authentische Weise zuhause nachmachen kannst. Manchmal ist jedoch ein wenig Inspiration nötig. Gerne möchte ich dir also diese fabelhafte, einfache Art und Weise nahe bringen, wie du einen überraschend anderen, erfrischenden und proteinreichen Salat herstellen kannst. Außerdem ist dieses Rezept eine tolle Möglichkeit, den oft als fade abgestempelten Sojablock in ein geschmacksintensives Tofu Rezept zu verwandeln.
Doch es wird noch besser: Wie weiterhin in vielen asiatischen Ländern üblich, kann das Gericht sogar ganz einfach mit den Händen gegessen werden. Hierzu servierst du ihn, wie in meinem Rezept, in einem handlichen Salatblatt.
Was ist Larb?
Obwohl du den lauwarmen Salat auf der Speisekarte vieler Thai-Restaurants finden kannst, stammt Larb genau genommen gar nicht direkt aus Thailand. Vielmehr wird es als eines der Nationalgerichte von Laos angesehen. Durch laotische Einwanderer, welche auch kulinarischen Einfluss mit sich brachten, kam das Gericht in den Nordosten Thailands und wurde so in der Isaan-Küche gleichermaßen bekannt und beliebt. Ursprünglich wird das Gericht mit gehacktem Hühnerfleisch (Larb Gai – wie im Rezept von unserem Community Mitglied Christian) zubereitet. Doch eigentlich kann so ziemlich jede Protein- oder Fleischsorte als Leinwand für diesen aromatischen Salat dienen. Die Folgenden können, wenn fein zerkleinert, also perfekt verwendet werden:
– Hühnerfleisch (gai)
– Schweinefleisch (moo)
– Rindfleisch (nüa)
– Ente (pet)
– Fisch
– Pilze
oder wie in diesem Fall Tofu.
Üblicherweise wird das Ganze zusätzlich mit gedämpftem Klebreis als Beilage und etwas frischem Gemüse serviert.
Deshalb schmeckt Larb so unverwechselbar
Ganz egal für welche Art von Larb du dich entscheidest: Neben der fleischigen oder fleischlosen Basis bleiben die weiteren Bausteine eigentlich immer dieselben. Im Grunde genommen geht es hauptsächlich um eins: Das ganz besondere Zusammenspiel von Texturen und Aromen, welche das würzig-frische Gericht so außergewöhnlich machen.
Um dem Salat seine aufregend neuartige Textur zu verleihen, ist die eigentlich wichtigste Zutat für Larb, das geröstete Reispulver, Khao Khua (das findest du übrigens auch in diesem Rezept für thailändischen Rindfleischsalat). Es sorgt für eine Extraportion Crunch und bringt das Gericht durch seine zusätzliche, knusprig-körnige Textur-Ebene auf ein ganz neues Level. Und auch der herrlich nussige Geruch (ein bisschen wie Popcorn), der dir schon beim Anrösten in die Nase steigt, ist ein wahrer Genuss. Diesen Schritt, den du auch in meinem Rezept findest, solltest du dir also auf gar keinen Fall sparen! Selbst die schnelle Variante zur Herstellung ist es mehr als wert.
Verantwortlich für den aromatisch Geschmack sind vor allem die vielen frischen Kräuter. In meiner Version habe ich zu verschiedenen milden Kräutern, wie Koriander, Minze und Thai-Basilikum gegriffen. Klassisch wird gerne noch langer Koriander, auch Europagras genannt, verwendet. Doch da dieses hier leider nicht so leicht zu bekommen ist, habe ich darauf verzichtet, um das Rezept noch zugänglicher zu machen. Ebenso findet man oft die in der südostasiatischen Küche verbreiteten Kaffirlimettenblätter im Larb. Diese geben eine zusätzliche Zitrusnote, können aber ebenfalls optional verwendet werden, wenn man im Supermarkt damit kein Glück hat. Zitronengras und Limettenabrieb können ein guter Ersatz hierfür sein.
Die Magie der gegensätzlichen Aromen
Was es für mich außerdem zu einer solchen Geschmacksexplosion gemacht hat, ist sicherlich das heilige Vierergespann an Aromen der südostasiatischen Küche. (Der Grund, weshalb unsere ehemalige Redakteurin Mary-Linh auch so besessen von diesem Papayasalat war). Dabei ist es wichtig, eine ausgewogene Balance zu halten, sodass keine der Geschmacksrichtungen die andere zu sehr übertönt und im Vordergrund steht. Larb vereint diese Aromen in einer aufregend köstlichen Kombination und ist sowohl…
…scharf: Traditionell ist dieses Gericht wirklich sehr scharf. Nicht zuletzt sollten durch die Schärfe nämlich ehemals die Bakterien im (rohen) Fleisch abgetötet werden. Bei der Tofu-Version ist dies zum Glück nicht nötig. Doch auch die (milde) Schärfe macht das Gericht so aufregend. Da aber nicht jede*r ein Fan von feurigem Essen ist, kann die Menge an getrockneter und auch frischer Chili deinem persönlichen Schärfegrad angepasst und abgemildert werden.
…sauer: Wie in den meisten asiatischen Gerichten kommt die Säure von der Limette. Hier wird sie zu einem fruchtig frischen Limetten-Dressing gemischt, das vom Tofu wie von einem Schwamm aufgesogen wird. Die obligatorische Limettenspalte zum Servieren und Auspressen darf für mich ebenfalls nicht fehlen. Die Säure der Limette wird außerdem genutzt, um das Fleisch zusätzlich zu garen, wenn es roh verwendet wird (ähnlich wie bei Ceviche).
…salzig: In der nicht-veganen Version wird eigentlich Fischsauce zum Würzen verwendet. Diese gibt dem Gericht seinen fischigen, leichten Salzgehalt. In der veganen Version kann sie entweder durch vegane Fischsauce ersetzt werden oder du lässt sie einfach weg und verwendest stattdessen etwas mehr Sojasauce und Salz, falls du wie ich kein Fisch-Fan bist.
…als auch süß: Die angenehme leichte Süße kommt hier durch den Zucker, der im Dressing aufgelöst wird. Statt wie ursprünglich Palmzucker oder Kokosblütenzucker zu verwenden, greife ich zu braunem Vollrohrzucker, der leichter erhältlich ist, aber ebenfalls eine ähnliche malzige Karamell-Note mit sich bringt.
Na, neugierig geworden? Dann probiere doch mal mein Rezept für Larb Tofu aus und lass dich selbst von der aufregenden Textur und den tollen Aromen begeistern. Und vielleicht wird es ja auch dein neues liebstes Sommer- oder Tofugericht. Am besten schmeckt Larb lauwarm serviert und natürlich, inspiriert vom kulinarischen Beisammensein auf der Thaiwiese, in guter Gesellschaft.
Verfasst am 7. August 2022