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„Carnivore Diet“ – So gefährlich ist der Ernährungstrend
Die Risiken der extremen Fleischdiät
In den sozialen Medien tauchen immer wieder neue Ernährungstrends auf, die alles Mögliche versprechen – von Gesundheit bis hin zum „Traumkörper“. Ein aktueller Hype ist die sogenannte „Carnivore Diet“, die – wie der Name schon sagt – hauptsächlich aus Fleisch besteht.
Gerade in einer Zeit, in der pflanzliche Ernährung aus Umwelt- und Tierschutzgründen immer beliebter wird, wirkt die „Carnivore Diet“ fast wie eine Gegenbewegung, denn sie basiert ausschließlich auf tierischen Produkten.
Doch wie gesund kann eine Diät sein, die Gemüse, Obst und andere pflanzliche Lebensmittel komplett vom Speiseplan streicht?
Was ist die „Carnivore Diet“?
Die „Carnivore Diet“ konzentriert sich auf den Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Produkten wie Eiern, Butter und bestimmten Milchprodukten. Anhänger*innen dieser Diät verzichten vollständig auf pflanzliche Lebensmittel und begründen dies oft mit der Annahme, dass der menschliche Körper für eine solche Ernährung ausgelegt sei. Der übermäßige Fleischkonsum wird mit einer in der Moderne verlorenen "Natürlichkeit" gerechtfertigt, da die Menschen schon immer Jäger*innen gewesen seien. Mit dieser Wahrnehmung wird diese Diät zum Gegenentwurf zu pflanzenbasierten Ernährungsformen wie dem Veganismus, die in der Szene häufig als "unnatürlich" abgewertet werden.
Einer der prominentesten Befürworter ist der umstrittene Fitness-Influencer Liver King, der über Jahre hinweg eine radikale „ancestrale“ Ernährung propagierte – nur um später zuzugeben, dass er zusätzlich leistungssteigernde Steroide einnahm. Auch andere Influencer*innen in der Fitness- und Biohacking-Szene vermarkten die "Carnivore Diet" als Heilmittel für zahlreiche Beschwerden, ohne dabei auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse einzugehen.
Verbreitung in den sozialen Medien
Die sozialen Medien spielen bei dem Erfolg dieser Ernährungsweise eine große Rolle: Auf Plattformen wie Instagram und TikTok wird die „Carnivore Diet“ von verschiedenen Influencer*innen beworben. Sie teilen Erfolgsgeschichten, posten Bilder von üppigen Fleischmahlzeiten und berichten von angeblichen gesundheitlichen Vorteilen wie Gewichtsverlust, mehr Energie und weniger Entzündungen.
Der Hashtag #CarnivoreDiet hat mittlerweile über eine Million Beiträge auf Instagram und TikTok. Besonders populär sind extreme Anhänger*innen der Bewegung, die behaupten, durch den völligen Verzicht auf pflanzliche Nahrung Autoimmunerkrankungen, Depressionen oder sogar Krebs geheilt zu haben – wissenschaftliche Beweise fehlen jedoch. Kritische Stimmen haben es in dieser von Dogmatismus geprägten Online-Community oft schwer. Die fehlende kritische Auseinandersetzung macht den Trend so gefährlich: individuelle Meinungen werden einem beeinflussbaren Publikum als ultimative Wahrheiten präsentiert.
Wissenschaftliche Perspektive und gesundheitliche Risiken
Ernährungsexpert*innen stehen der „Carnivore Diet“ kritisch gegenüber. Eine Ernährung, die ausschließlich aus tierischen Produkten besteht, kann zu erheblichen Nährstoffdefiziten führen, da wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe fehlen, die normalerweise aus pflanzlichen Quellen stammen.
Ein weiteres Problem ist der hohe Verzehr von gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, der das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Besonders alarmierend ist die Gefahr von Nierensteinen, da eine fleischlastige Ernährung den Harnsäurespiegel erhöht.
Ein Fallbericht beschreibt einen 61-jährigen Mann, der nach mehreren Jahren auf der „Carnivore Diet“ wiederholt Nierensteine entwickelte und zahlreiche medizinische Eingriffe benötigte. Auch andere Gesundheitsrisiken wie Mangel an Ballaststoffen, Störungen des Mikrobioms und eine erhöhte Krebsgefahr werden in der Wissenschaft diskutiert.
Auch eine 23-jährige Frau aus den USA ernährte sich nach den Prinzipien der Diät – bis sie eines Morgens mit starken Schmerzen und blutigem Urin aufwachte. Ärzt*innen diagnostizierten Nierenprobleme, die vermutlich durch die extreme Proteinaufnahme und den Mangel an anderen Nährstoffen verursacht wurden.
Trotz solcher Vorfälle bleibt die "Carnivore-Community" weitgehend unkritisch. Fälle wie dieser werden oft als „Fehlanwendung“ der Diät abgetan, obwohl Expert*innen betonen, dass solche gesundheitlichen Komplikationen eine direkte Folge der einseitigen Ernährung sein können.
Vorsicht vor extremen Ernährungstrends
Die „Carnivore Diet“ ist ein perfektes Beispiel dafür, wie soziale Medien Ernährungsbewegungen befeuern: Eine Idee wird vereinfacht, mit dramatischen Erfolgsgeschichten vermarktet und schließlich als ultimative Lösung präsentiert – oft ohne Rücksicht auf wissenschaftliche Fakten oder potenzielle Risiken.
Sie wird als schneller Weg zu Gewichtsverlust und besserer Gesundheit dargestellt, doch die wissenschaftliche Evidenz weist auf erhebliche gesundheitliche Risiken hin, statt auf Erfolge. Natürlich ist Ernährung individuell, aber Extreme wie die „Carnivore Diet“ sollten kritisch hinterfragt werden.
Eine ausgewogene und vielseitige Ernährung, bietet in der Regel die beste Grundlage für langfristige Gesundheit. Wer sich ernsthaft mit Ernährung auseinandersetzen möchte, sollte sich nicht von TikTok-Trends leiten lassen, sondern auf wissenschaftlich fundierte Informationen setzen.
Foto von Nico Smit über Unsplash
Verfasst am 24. März 2025