2020: Zumindest gut gegessen haben wir!
Die schönsten Essensmomente eines ungewöhnlichen Jahres
Dieser Artikel ist Teil unserer Kampagne "Eine kulinarische Weihnachtsstory", in der wir uns mit traditionellen und modernen Gerichten aus aller Welt beschäftigen. Gemeinsam besuchen wir das Weihnachten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Wir teilen lustige Rezepte, Last-Minute-Geschenkideen, Tipps für die Zubereitung eines kleineren Festmahls (für den Fall, dass du Social Distancing betreibst) und jede Menge unbeschwerte Inhalte zum Entspannen für die Zeit zwischen den Jahren. Unter diesem Link findest du einen Überblick über all unsere wöchentlichen Themen, Geschichten, Rezepte und mehr.
Jetzt, wo sich 2020 dem Ende zuneigt, höre ich die leisen Seufzer immer lauter um mich herum. War es doch eine anstrengendes Jahr und so voller Überraschungen – leider häufig negativer Art. Aber nicht alles war schlecht, ganz und gar nicht! Denn wenn ich mein Jahr so Revue passieren lasse, eine Sache taucht zwischen Lockdowns und schlechten Nachrichten immer wieder in meinen Erinnerungen auf: gutes Essen.
Waren die ersten Tage zuhause im März noch eine Herausforderung – ich habe immer schon gerne gekocht, aber aus Bequemlichkeit nicht jeden Tag – sind meine alltäglichen Kochkünste von Woche zu Woche besser geworden und ich habe die pragmatischen Aspekte des Kochens zu schätzen gelernt. Egal, ob es darum ging aus Resten, wie etwa dem übriggebliebenen, trockenen Reis, ein Festmahl zu machen oder das Grün der Frühlingszwiebeln auf meiner Fensterbank in die Höhe sprießen zu lassen, ich habe aus der “Not” viele praktische Tricks und Kniffe in der Küche gelernt, die mich auch weiterhin begleiten werden.
Der Lockdown ab März bedeutete auch, dass unsere neue Serie “Koch und back mit uns” einen etwas holprigen Start hatte, denn während die ersten Folgen noch in unseren gewohnten Kitchen Stories-Küchen gefilmt wurden, war das schon bald nicht mehr möglich. Unser Team wusste sich aber zu helfen: Mit einem etwas komplizierten Aufbau konnten unsere Köch*innen und Redakteur*innen dich direkt aus ihren heimischen Küchen begrüßen – und damit kommen wir auch schon zu einem der wichtigsten Themen von 2020: den Backprojekten.
Gemeinsam haben wir, unterstützt von digitalen Plattformen wie Kitchen Stories oder Instagram, unsere Sauerteigkulturen blubbern lassen, Brot, Pizza, Croissants und Galette gebacken und uns einander an unseren neuerdings alltäglichen Teig- und Backexperimenten teilhaben lassen. Auch ich habe meine lange gehegte Berührungsangst mit Teig gemeinsam mit vielen anderen Menschen in der häuslichen Quarantäne abgelegt.
Aber auch wenn es nur die kleinen und leckeren Mahlzeiten unseres Alltags waren, die wir fotografiert und geteilt haben, so wurde klar: Wenn es etwas gibt, dass uns auch in Krisenzeiten und über Kontaktbeschränkungen hinweg vereint, dann ist es Essen. So kam der erste große Trend des Jahres uns allen zur rechten Zeit: Dalgona Coffee. Egal auf welcher Plattform ich schaute, überall waren meine Feeds voll mit Freunden und Unbekannten, die mit der vergessenen Packung Instantkaffee aus ihrem Vorratsschrank dieses schaumig-cremige und unglaublich süße Getränk unter Einsatz von unglaublicher Muskelkraft zusammengerührt haben. Ich war natürlich mit dabei. Das Tolle an diesem Trend war, dass er keine komplizierten Zutaten oder Zubereitungsmethoden brauchte und vor allem, dass er bei jedem beinahe identisch aussah. Und so sorgte ein simpler Essenstrend für das, was uns in der Quarantänezeit so häufig fehlte: eine geteilte Erfahrung.
Unsere “geselligen” Online-Kochprojekte zogen sich so auch weiter bis in den Frühsommer und es gab nicht nur bei mir zuhause unzählige Bananenbrote, fluffige Käsekuchen, Garten-Foccacias und selbst eingelegte und sauer fermentierte Gemüse. Im Juni kamen wir dann aber zusammen, um über ein anderes, häufig stiefmütterlich behandeltes Thema zu reden, dass uns als Gemeinschaft 2020 auch mehr denn je beschäftigt hat: die Zukunft. In unserem Themenschwerpunkt “Food for Future” gingen wir den unangenehmen Fragen nach, die immer wieder aufkommen: Was ist eigentlich verantwortlicher Konsum von Fleisch-, Fisch- und Milchprodukten? Und wie sieht es überhaupt mit dem ökologischen Fußabdruck von pflanzlichen Alternativen aus? In einer Reihe von Artikeln, Rezepten und unzähligen, teilweise kontroversen Gesprächen mit euch – unserer Community – konnten wir uns jedoch auf eine Sache einigen: Verantwortung bedeutet nicht zwingend Verbot und dank guter Alternativen, fühlt sie sich auch nicht nach Verzicht an.
Aus der Redaktion: Food for Future
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Während wir, zumindest hier in Deutschland, versuchten im Sommer die vernachlässigten sozialen Kontakte nachzuholen und vielerorts die großen Kochprojekte wieder etwas in den Hintergrund rückten, haben wir an einem anderen großen Projekt gearbeitet: unserem ersten Kochbuch. “Anyone Can Cook” wurde am 12. Oktober nach Monaten harter Arbeit im Penguin-Verlag veröffentlicht – mit vielen eurer Kitchen Stories-Favoriten und neuen, exklusiven Kreationen.
Schnelle Currys direkt aus deinem Vorratsschrank
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Was wir denn Rest unserer Zeit gemacht haben? Meine Kollegin Lisa und ich standen zum Beispiel in der Testküche und haben den Guide zur perfekten Minestrone ausgearbeitet. Ich habe als Kind Gemüsesuppe wirklich nicht gemocht, aber Minestrone war die Ausnahme – danke Parmesan. Irrationale Abneigungen hatten wir ja alle in unserer Kindheit und eine Liebe für Pizza (Hut) auch. Daher war es auch nicht überraschend, dass wir viele Gemeinsamkeiten und genau so viele Unterschiede festgestellt haben, als wir uns im November unter dem Motto #ThrowbackNovember unseren kulinarischen Kindheitserinnerungen gewidmet haben.
Wir hoffen, das Schwelgen in deinen und unseren Erinnerungen konnte dir den zweiten Lockdown in Deutschland ein bisschen versüßen.
Und da sind wir nun auch schon: Es ist mal wieder Weihnachten. Und während wir uns in unserer Ausgabe “Eine kulinarische Weihnachtsstory” mit dem Weihnachtsessen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft beschäftigen, stellt sich eigentlich nur eine Frage: Wie möchten wir dieses Jahr den Umständen entsprechend würdig ausklingen lassen? Für viele von uns werden die Festtage dieses Jahr wohl kleiner ausfallen und damit auch das Weihnachtsmenü, aber hoffentlich kein bisschen weniger feierlich. Wir können uns ein Stück zuhause dort hin holen, wo wir dieses Jahr unsere Feiertage vielleicht unfreiwillig verbringen, und uns so unseren weit entfernt lebenden Verwandten etwas näher fühlen. Oder wir nutzen die ungewohnte Situation zu unserem Vorteil und lassen uns zu unseren ganz eigenen Weihnachtstraditionen inspirieren. An Ideen mangelt es zum Glück nicht.
Wenn sich 2020 also (endlich) dem Ende zuneigt, dann wird eine Sache klar: Zumindest gut gegessen haben wir!
Verfasst am 23. Dezember 2020